Rhaegal spürte den Unterschied in der Luft. Wenn er jagen ging, kein Wind wehte und einzig die Sonne auf seine Schuppen traf, flog er beinah lautlos durch die Lüfte. Er musste kaum die Flügel schlagen und ließ sich von der Thermik der Luft gleiten. Aber wenn Männer unter ihm auf den Boden marschierten und Pferde trabten, veränderte sich die Luft. Sie wurde unruhig und Rhaegal musste häufiger mit den Flügeln schlagen.
So hoch in der Luft, mit der Sonne im Rücken waren der grüne Drache und sein Reiter nur ein ungenauer Punkt am Himmel. Rhaegal hatte schon früh heraus gefunden, dass die Geburt von ihm und seinen Brüdern als Wunder galt. Drachen waren seit hundert Jahren nicht mehr am Himmel gesehen worden. Hundert Jahre in denen Männer vergessen hatten, dass ein Feind auch aus den Lüften lauern konnte. Wenn Rhaegal lächeln könnte, würde er das jetzt wohl tun.
Mit kräftigen Flügelschlägen flog er über die Streitmacht hinweg. Das grüne Reptil spürte die unruhigen Bewegungen seines Reiters unter sich. Aegon und er waren bereits häufig geflogen. Sie kannten bereits die Bewegungen von einander. Sie wussten wie sie sich am besten in die Kurve legten oder wie sich Aegon am besten an ihm festhielt. Rhaegal selber wusste wenig über die Geschichte seiner Vorfahren. Er hatte schließlich niemanden, den er wirklich fragen konnte. Aber er wusste, dass er seinen Reiter vor allem beschützen würde. Dabei war es egal, ob seine Brüder Aegon drohten oder ein Mensch, den er eigentlich gern hatte. Er wüsste nicht, was passieren würde, wenn seine Mutter forderte, dass Aegon etwas geschah. Vielleicht würde ihn es nur wütender machen, weil gerade seine Mutter wissen sollte, was für eine Verbindung Reiter und Drache teilten. Doch Daenerys wusste nur die Seite der Reiter zu beurteilen. In der Haut eines Drachen zu stecken, war gänzlich anders. Niemals würde Rhaegal jemand anderen auf seinen Rücken steigen lassen, wenn Aegon nicht ebenfalls darauf saß. Jeden anderen würde er abschütteln und bei lebendigem Leibe verbrennen. Er wurde rasend vor Eifersucht und Zorn, wenn der Grüne seinen Reiter auf einem Pferd sah. Diese würde er dann auch am liebsten verbrennen.
Auch wenn Rhaegal mit Aegon über das Band, welches sie teilten, mit ihm sprechen konnte, schickte er ihm lieber Gefühle zurück oder gar Bilder. Die Wörter der alte Sprache zu denken, waren ihm lästig, wenn man Gedanken auch über Gerüche, Bilder oder Emotionen austauschen konnte. Während er nun tiefer sank, spürte er die Worte von Aegon in seinem Inneren.
Beinah schon quälend langsam flogen sie eine Kurve um Rosengarten. Rhaegal machte sie einen Überblick über die feindlichen Männer und diese winzige Burg, die er in einem langen Feuerstrahl vernichten würde. Beinah ließ das Staunen und Ersetzen des Feindes und die deutlichen Jubelschreie der Verbündeten ihn höher fliegen.
Auf Aegons Worte schickte Rhaegal eine Antwort aus einem Gemisch von Gefühlen. Zorn, Ehrgeiz, das beflügelnde Gefühl der Macht. Endlich durfte er angreifen. Mit einem gewaltigen Brüllen stieg er in die Lüfte auf und veränderte seine Position in der Luft so, dass die Sonne ihre Gestalt verstecken würde. Rhaegal war nicht hoch gestiegen, als er den rechten Flügel einklappte, sich mit der Hilfe seines Schwanzes in der Luft wendete und in einem mörderischen Sturzflug auf die Soldaten hetzte. Rhaegals Augen blitzten auf die erste Truppe von Lannisters, die er beabsichtigte zu treffe. Rechtzeitig klappte er seine Flügel auf und stieß einen Feuerstrahl auf die Männer ab. Der grüne Drache konnte lange Feuer speien und ließ sich über die feindlichen Männer hinweg segeln. Schreie drangen zu ihnen hoch und der Geruch von verbranntem Fleisch. Rhaegals Gehör war längst nicht so gut wie seine Augen, Nase oder das Gespür für die Luft. Bevor Aegon ihn darauf hinweisen konnte, drehte der Drache seinen Körper in der Luft und flog einen Bogen über die Tyrells. Leichtes Kribbeln in seinem Bauch überzeugten ihn davon richtig reagiert zu haben. Die Pfeile prallten von seinen Schuppen ab aber Aegon hätten sie ernsthaft verletzen können.
@Aegon Targaryen